Vier Athleten des LV Pliezhausen stellten sich am vergangenen Wochenende (09.09.2023) der Aufgabe eines Bergmarathons. Noch dazu des "schönsten der Welt", wie er genannt wird. Andy Switlick, Malte Kuhn, Sara Seiler und Rut Wuchenauer hatten also die Marathondistanz (42,195km) und dazu noch knappe 2000 Höhenmeter zu bewältigen. Nach einer Übernachtung bei Sara nahe Biel ging es am Samstagmorgen weiter nach Interlaken. Die Züge füllten sich je näher man Richtung Interlaken kam. Dies lag auch daran, dass man als Teilnehmer am Veranstaltungstag aus der kompletten Schweiz umsonst anreisen konnte. Mit der Schweizer Genauigkeit war das auch kein Problem!
In Interlaken wurden die Startunterlagen geholt, ein kurzes Aufwärmen absolviert und dann ging es auch schon bald los. Nachdem die Schweizer Nationalhymne verklungen war, wurden die Läuferinnen und Läufer um 8.30 Uhr auf die Strecke geschickt. Schon um diese Uhrzeit war es recht warm und die ersten Schweißperlen ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst ging es eine kurze Schleife durch Interlaken. Dort säumten viele Zuschauer, Musikgruppen und eine Gruppe mit Riesenkuhglocken die Strecke. Danach ging es hinaus aus Interlaken und zeitweise an laut rauschenden Gebirgsflüssen entlang. In den zu durchlaufenden Schweizer Dörfchen tobte der Bär. Überall wurden die Läufer angefeuert. Sei es mit lautem „Heja“, Kuhglocken oder Musikinstrumenten. Die Halbmarathonmarke wurde in Lauterbrunnen passiert: ein Megastimmungsnest. Andy, der zu diesem Zeitpunkt schon recht weit vorne lief, durfte die Ortshauptstraße nahezu alleine für sich in Anspruch nehmen. Gänsehautfeeling pur bei den lauthals anfeuernden Zuschauern. Und auch die Strecke des „schönsten Marathons der Welt“ machte ihrem Namen alle Ehre. Schon lange machte sich der Blick frei auf die Gletscherwelt des bekannten Dreigestirns von Eiger, Mönch und Jungfrau.
Man passierte zigmeterhohe Wasserfälle, eine Felswand, aus der sich die Basejumper warfen, und immer wieder Gletscherbäche. Nach einer kurzen flachen Straßenpassage ging es dann in die bekannte Wengener Wand. In kleinen Serpentinen zog die Strecke im zweistelligen Prozentbereich den Berg hinauf. Bevor man ziemlich außer Atem und an extra eingerichteten Massagestationen vorbei in das Bergdorf Wengen kam. Auch hier war die Hölle los. Die letzte Stimmungshochburg bevor es etwas einsamer wurde. Es ging noch ein paar wenige Kilometer durch den Wald. Gehpausen waren mittlerweile ein Hauptbestandteil der Fortbewegung geworden, da die Höhenmeter mittlerweile bzw. schon längst ihren Tribut von den Waden einforderten. Auch die Verpflegung war hier top! Neben der gängigen Verpflegung wurden auch salzige Gels und Boullion gereicht.
Für Andy waren schließlich für 10km noch ungefähr eine Stunde Zeit, um an der 4 Stunden-Marke zu kratzen. Nun ja, ein Bergmarathon ist halt ein Bergmarathon und so mussten auf den letzten Kilometern noch verblockte Wanderwege passiert werden, während die Krämpfe ihre spitzen Zähnchen schon langsam in die Waden steckten. Möglicherweise teilen alle die Ansicht, dass die letzten drei Kilometer die Härtesten waren. Es galt einen Teil einer schwarzen Piste zu bewältigen. Trotz der Anstrengung waren die Alphornspieler ein wahrer Aufheller und auch von Zuschauern gereichte Schweizer Schoki tat immer wieder gut. Schließlich erreichte man die vielgenannte „Moräne“: ein wirklich steiler Haufen Schutt. Am oberen Ende standen zwei Dudelsackspieler, die ebenfalls wieder für ganz besondere Eindrücke vor der Kulisse der herabziehenden Gletscher von Mönch und Jungfrau sorgten. Wer etwas später dran war stand hier dann leider im Stau. So ging es leider auch Sara, die eigentlich noch gut „laufen“ konnte, aber an diesem Nadelöhr ausgebremst wurde. Nach einer ganz kurzen Bergab-Passage ging es letztlich die letzten 700 Meter steil bergauf Richtung Ziel. Laufend sah man hier noch kaum jemanden. Und dann endlich: Man hörte nicht mehr nur den Zielsprecher sondern der rote Teppich des Zieleinlaufs kam in greifbare Nähe. Die Zuschauer pushten die Läufer ins Ziel… aber die 200 Meter waren echt lang.
Wirklich überglücklich diese Aufgabe bewältigt zu haben, waren schließlich alle 4 Starter des LV Pliezhausen im Ziel und sind sich einig: Trotz aller Schufterei war es ein Genuss and dieser unglaublich superorganisierten und liebenswerten Laufveranstaltung, noch dazu in einer Wahnsinnsumgebung, teilgenommen zu haben. Einfach: DER SCHÖNSTE MARATHON DER WELT!
Die Ergebnisse:
Andy Switlick | Geamtplatz 73 | (AK 45 Platz 10) | 04:05:19 |
Sara Seiler | Gesamtplatz Frauen 274 | (AK 35 Platz 48) | 05:40:36 |
Malte Kuhn | Gesamtplatz 1941 | (AK 40 Patz 311) | 06:27:38 |
Rut Wuchenauer | Gesamtplatz Frauen 723 | (AK 40 Platz 106) | 07:01:56 |